Es war einmal vor langer Zeit ein blauer Planet mitten im Universum, zumindest aus menschlicher Perspektive.
Auf diesem Planeten lebten fast 6 Milliarden Menschen, die sich zunehmend vermehrten, da sich ihr Lebensstandard im letzten Jahrhundert durch permanentes Wachstum deutlich gesteigert hatte.
Doch eines Tages, wie es im Märchen so ist, lebten diese Menschen über ihre Verhältnisse ohne es wirklich zu merken oder wahrhaben zu wollen, nein, eher ohne es wahrhaben zu wollen!
Aus dem Wachstumstreben des immer MEHR und immer HÖHER wurde ein Teufelskreis, in dem sich diese Menschen ihren eigenen Lebensraum zerstörten und ihn in eine riesige brodelnde Giftmüllhalde verwandelten. Jenes Verhalten wurde bis dahin Parasiten angehaftet, die ihren eigenen Lebensraum zerstören. Man versteht sicherlich, dass dieser Vergleich danach nie wieder gezogen wurde.
50 Jahre später war von den ehemals 6 Milliarden, die später bis auf 9 Milliarden angestiegen waren, nur noch ein paar Hunderttausend Überlebende übrig. Dennoch präsent, war jene Gier und Kurzsicht, die ausschlaggebend für dieses Fiasko war.
Nun begab es sich eines sonnigen Tages, dass sich zwei dieser Überlebenden auf der Suche nach Wasser und Nahrung in der Wüste Bayerns, an einem Kaktusbaum trafen. Sie griffen im selben Moment blind vor Durst und Hunger nach der letzten Frucht, die noch an dem Kaktus übrig geblieben war.
Das Mädchen, damals liebevoll Wasserperle genannt und später doch verstoßen, schaute den älteren Mann verdutzt an und fragte:
„Hey Du, ich hab diese Kaktusfeige zuerst gesehen, kann ich Sie bitte haben?
Ich habe seit Tagen nichts mehr gegessen und der letzte Wassertropfen ist seit gestern auch getrunken. Wenn ich nicht diese saftige Frucht bekomme, werde ich die nächste Quelle nicht mehr erreichen. Du hast doch sicher noch Reserven bis zur nächsten Oase, Bitte!“
Herbert, Zeitzeuge des Wandels der Welt, hatte schon so vieles in seinem bewegten Leben gesehen, war eigentlich auch am Ende seiner Kräfte und genauso ausgehungert. Trotzdem war er über das „Bitte“ in ihrer Frage überrascht und schlug Wasserperle vor, die Frucht doch gemeinsam zu verzerren.
Teilen und Bitten gehörte in den letzten Jahrzehnten nicht zum guten Ton, aber es hatte letztendlich auch zu nichts Gutem geführt.
Nach der großen Umweltkatastrophe vor 20 Jahren, nachdem sich durch den Temperaturanstieg die Fließrichtung des Golfstroms änderte, weltweit die Gletscher und das „ewige“ Eis geschmolzen waren, was wiederum mehrere Länder von der Erdoberfläche, durch Flutwellen und Meeresspiegelanstieg, verschwinden ließ, sorgten Wüstenbildung und Hurrikans für Verwüstungen unvorstellbaren Ausmaßes. Letztendlich führten sie zu noch größeren weltweiten Völkerwanderungen und Verteilungskriegen als schon vorher durch die Ungleichverteilung von Reichtum zu verzeichnen war. Solidarität und Nächstenliebe waren schon lange vollständig aus den Lexika und Vokabular verschwunden. Überlebt haben lediglich der Egoismus und die Gier. Jeder und jede kämpfte nur noch für sich allein. Familienverbände zerbrachen, individuelles Nomadentum wurde lebensnotwendig und am Ende wurde die Welt wieder von einigen, wenigen, autokratischen Charismatikern an den Rande eines 3. Weltkrieges geführt, um sich die wenig verbliebenen Ressourcen und Wasserquellen zu sichern.
Alle, die sich Ihnen in den Weg gestellt hatten, verschwanden, auf die eine oder andere dubiose Weise – Geschichte wiederholt sich!
Es wurden zwar von einigen Menschen schlimme Zeiten prophezeit, aber solche Ausmaße hätte ein paar Jahre vorher noch niemand für möglich gehalten.
Wahrscheinlich war auch deswegen ein vorausschauendes Handeln damals unmöglich gewesen. Alle Bemühungen von Klimaforschern, Umweltaktivisten und besorgten Mitmenschen waren im Nirwana verklungen, ohne ein gesellschaftliches, wirtschaftliches oder politisches Umsteuern zu bewirken oder auch nur im Kleinen ökologisch-wichtige Verhaltensänderungen beim Verbraucher hervorzurufen.
So hatte die Welt mit voll gesetzten Segeln dem Untergang entgegen gesteuert.
Nun stand er also hier, mitten in der Wüste, die vor 50 Jahren noch ein waldreiches Gebiet gewesen war und wollte die einzige verbliebene Frucht mit einer jungen Frau teilen, die die alte Welt nur noch aus Erzählungen kannte und noch nie ohne Angst und Rast gelebt hat. Immer auf der Flucht vor Unruhen, Kampf um die wenigen verbliebenen Wasser- und Nahrungsmittelressourcen und auf der Suche nach einem Ort des Friedens, den es auf dieser Erde nicht mehr gab.
Warum nur hatte die Menschheit diese Katastrophe, die sich über mehrere Jahrzehnte angekündigt hatte, nicht verhindert?
Warum konnten die wenigen Wissenschaftler und Wissenden den Rest der Menschheit nicht vor diesem Unheil bewahren?
Es war so gewesen wie in der Legende über den Massenselbstmord der Lemminge, die alle auf eine Felsklippe zu rannten ohne an deren Ende inne zuhalten und so allesamt in den Tod stürzten. Dies war mal eine Legende gewesen, die Menschen hatten sie mehr oder weniger zur Realität werden lassen…
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